Befürchten Sie, dass die Kastration Ihr Haustier verändern wird?

Wenn man hört, dass über die Kastration von Hunden und Katzen gesprochen wird, gibt es viele Dinge, die die Tierbesitzer:innen beunruhigen können. Sie haben vielleicht gehört, dass die Kastration von Katzen und Hunden zu Verhaltensänderungen führt, sie dick macht, ihr Fell verändert oder sogar Inkontinenz verursacht. Schauen wir uns also diese Dinge an und sehen wir, ob sie wirklich ein Problem darstellen oder nicht.

Verhalten

Ich hatte einmal eine Kundin, die von ihrem riesigen, unkastrierten Boxer in mein Sprechzimmer gezerrt wurde. Der Hund schnüffelte an meinem Unterleib, urinierte überall in mein Zimmer und war völlig außer Kontrolle. Ich fragte sie, ob sie jemals eine Kastration in Erwägung gezogen hätte, und sie sagte: „Oh, aber wir würden seinen Charakter nicht verändern wollen“! Welche Verhaltensänderungen können wir also feststellen?

• Männliche und weibliche Katzen und Hunde sind nach einer Kastration wahrscheinlich weniger aggressiv.

• Vor allem bei männlichen Tieren ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf der Suche nach einem Partner umherstreifen, sehr viel geringer, so dass sie sich zu Hause noch mehr wohlfühlen. Das bedeutet auch, dass sie sich seltener verletzen oder, vor allem bei Katzen, Krankheiten verbreiten können.

• Nicht kastrierte männliche Katzen und Hunde urinieren an vielen Stellen, um ihr Revier zu markieren. Das kann unerwünscht sein, wenn es in Ihrem Haus oder dem anderer Leute ist. 

Ich denke, Sie werden zustimmen, dass diese Verhaltensänderungen wahrscheinlich alle sehr willkommen sind!

Gewichtszunahme und Fettleibigkeit

Die Veränderung des Hormonspiegels nach einer Kastration führt zu einer leichten Verlangsamung des Stoffwechsels. Das bedeutet, dass der Körper weniger Kalorien verbrennt, so dass Haustiere in der Tat an Gewicht zunehmen können, wenn wir nicht aufpassen. ABER die gute Nachricht ist, dass dies kein Grund zur Sorge ist. Hier sind einige Tipps, wie Sie dies vermeiden können.

• Regelmäßige Gewichtskontrollen. Die Kastration erfolgt in der Regel im Alter von 4-6 Monaten. Da Ihre Haustiere wachsen, ist es wichtig, sie regelmäßig wiegen zu lassen. So können Sie ihr Wachstum verfolgen und Ihr Tierarzt kann sicherstellen, dass sie ein gesundes, schlankes Gewicht haben. Wenn Sie wissen, dass Ihr Tier vor der Kastration sein Idealgewicht erreicht hat, sind Sie dem Ganzen einen Schritt voraus.

• Denken Sie daran, dass Ihr Tier nach der Kastration an Gewicht zunimmt, wenn es noch wächst. Bitten Sie Ihren Tierarzt, Ihnen zu zeigen, wie Sie den Body Condition Score (BCS) überprüfen können. So können Sie feststellen, ob die Gewichtszunahme gesund ist.

• Seien Sie bereit, das Futter umzustellen. Es kann gefährlich sein, die Futterrationen einfach zu reduzieren, denn Sie könnten zu wenig Eiweiß, Vitamine und Mineralien zuführen. Ihr Haustier wird sich außerdem hungrig fühlen und eher dazu neigen, zu betteln oder Futter zu stehlen. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über ein energiereduziertes, sättigenderes Futter, z.B. Futter für kastrierte Katzen oder Hunde. Wechseln Sie das Futter nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Tierarzt, denn wenn Ihr Tier noch wächst, müssen Sie sicherstellen, dass es genug gewachsen ist, um das Futter zu wechseln. 

• Wenn Sie die Ration Ihres Haustieres in kleinere, häufigere Mahlzeiten aufteilen, können Sie ihm helfen, sich den ganzen Tag über satt zu fühlen. Ideal sind 3-4 Mahlzeiten für Hunde und bis zu 6-8 Mahlzeiten für Katzen. Timer-Futterautomaten sind eine gute Möglichkeit, dies zu tun, wenn Sie gerade bei der Arbeit sind. Nassfutter hat einen höheren Wassergehalt als Trockenfutter und kann Ihrem Tier helfen, sich satter zu fühlen. Versuchen Sie es mit Nassfutter oder schauen Sie, ob Ihr Haustier das Futter mit Wasserzusatz frisst. Das kann zu seiner Zufriedenheit beitragen.

Fellveränderungen

Manche Tierbesitzer:innen machen sich darüber wirklich Sorgen. Fellveränderungen nach einer Kastration sind eigentlich ziemlich selten. Vor allem einige Spaniel-Rassen scheinen ein wenig flauschiger zu werden. Bei einigen hellen Katzen, wie z.B. der Siamkatze, kann es vorkommen, dass ihnen an der Stelle, an der sie für die Operation geschoren werden, dunkles Fell wächst. Diese Veränderungen sind selten, nur ästhetisch und stellen für die Katze oder den Hund kein Problem dar.  

Inkontinenz

Weibliche Hormone tragen dazu bei, dass die Blase bei Hunden straff und funktionsfähig bleibt. Da bei der Kastration die Hormone entfernt werden, kommt es im späteren Leben manchmal zu Harninkontinenz. Dies äußert sich in der Regel durch Urinverlust, wenn die Hunde schlafen oder ihre Position verändern. Es betrifft nur etwa 5% der weiblichen Hunde und ist bei größeren, pummeligeren oder älteren Tieren tendenziell schlimmer. Es gibt Medikamente, die wirklich helfen können.

Als Tierbesitzerin und Tierärztin bin ich der Meinung, dass die gesundheitlichen Vorteile der Kastration diese kleinen Sorgen bei weitem überwiegen. Mehr über diese gesundheitlichen Vorteile können Sie in unseren Artikeln über die Kastration von Hunden und Katzen lesen.